- Zahlen zu 2019 - © -NEZ-
Die Zahl der dem Jugendamt gemeldeten Kindwohlgefährdungen ist gestiegen - und zwar erheblich um über 70 Prozent.
Vernachlässigung, Verwahrlosung, Missachtung, Gewaltakte von Schlägen über Unterdrückung bis zu sexuellen Übergriffen - die Schreckensliste ist lang. Was Kinder und Jugendliche aushalten müssen, geschieht meist dort, wo eigentlich ihr Schutzraum sein sollte: Hinter Wohnungstüren in ihren Familien oder ihrem sozialen Umfeld. Die Zahl solcher Meldungen von Kindwohlgefährdungen ans Jugendamt ist gestiegen - und zwar erheblich auf mehr als 70 Prozent.
Gewalt, Kindswohlsgefährdungen, Handhaben und Maßnahmen des Jugendamtes waren Thema des Kreis-Jugendhilfeausschusses.
Diese Zahlen lassen alarmiert aufhorchen. 2019 gingen 208 Meldungen auf eine mögliche Kindeswohlgefährdung beim Kreis-Jugendamt ein. Im Vergleich zu 2018 mit 121 Meldungen bedeutet dies den erheblichen Anstieg um mehr als 70 Prozent. Möglicherweise habe es mit erhöhter Aufmerksamkeit von Stellen oder Personen zu tun. Deutlich angestiegen sind demnach Meldungen aus dem familiären oder sozialen Umfeld und ebenso die Anzahl anonymer Mitteilungen. Stabil blieben Meldungen aus Kindertagesstätten.
Als Folge der festgestellten latenten Kindeswohlgefährdungen und Kindeswohlgefährdungen sind in 32 Fällen Hilfe zur Erziehung (2018: 20 Hilfen) mit entsprechenden Hilfepläne eingeleitet worden, um die Gefährdung für die Kinder abzustellen.
Die Zahl der Unterbringungen von Kindern und Jugendlichen in stationären Jugendhilfemaßnahmen ist gestiegen. Vermehrt werden stationäre Unterbringungen wegen herausforderndem Verhalten von Kindern und Jugendlichen abgebrochen.
Die Statistik weist ebenfalls eine Steigerung von Inobhutnahmen auf: 2019 kam es in 20 Fällen dazu (2018 elf). Das Familiengericht ist im Bereich Kindeswohlgefährdung 17 Mal eingeschaltet worden. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl geringfügig verringert, sei aber noch immer auf einem hohen Niveau.
Kinder nicht vernachlässigen
Überwiegende Gründe für die Kindeswohlgefährdung sind Vernachlässigung und Verwahrlosung. Im Jahr 2019 ist dies in 39 Fällen (2018: 21) festgestellt worden. Zeichen für Vernachlässigung sind Verwahrlosung der Wohnung, fehlende Hygiene, mangelnde Gesundheitsfürsorge, keine witterungsentsprechende Kleidung, unzureichende Versorgung mit Essen und Trinken oder Mangel an Zuwendung und Ansprache,.
Die Anzahl festgestellter körperlichen Misshandlung war mit acht Fällen gegenüber zwölf Fällen im Jahr 2018 leicht rückläufig . Eine Steigerung ist bei seelischen Misshandlungen zu verzeichnen. In fünf Fällen wurde sexualisierte Gewalt gegen Kinder festgestellt (2018 : 0)
"Die Steigerung der Meldungen an uns, macht uns Sorge, wir haben darauf aber noch keine Antwort gefunden", schilderte Monika Mank vom Allgemeinen Sozialen Dienst dem Jugendamtes. im Ausschuss.
Kontaktaufnahme beim Hausbesuch
Nach einer fachlichen Gefährdungsabschätzung erfolge Kontaktaufnahme zur betroffenen Familie. Meist geschieht dies im Rahmen eines Hausbesuches. Wenn das Jugendamt vor der Tür steht, seien Eltern und Kindern stark verunsichert - und die Angst sei groß. Die Mitarbeitenden des ASD gingen dabei gezielt wertschätzend und mit wohlwollendem Tenor auf die Menschen zu - und auch Transparenz spiele eine große Rolle. Gemeinsam mit dem Kooperationspartner der Jugendhilfestation und den Betroffenen werde ein Gespräch geführt, um geeignete ambulante Maßnahmen zu suchen.
Wenn aber Zustände unhaltbar seien und eine akute schwerwiegende Gefährdung der Kinder bestehe, könne auch ohne Zustimmung der Eltern eingeschritten werden. "Wir dürfen aber nur in die Wohnung mit Amtshilfe der Polizei rein, wenn es akute Hinweise auf Gefährdung gibt", schilderte Monika Mank. Heikle , eskalierenden Situationen seien jedoch nicht die Regel.
Als problematisch gestaltet sich die Suche nach Unterbringungsplätzen für besonders schwerwiegende Fälle, da kommt ein Sozialarbeiter schnell am Grenzen. Monika Mank beschrieb: "Kinder, die haltlos sind, brauchen spezielle Einrichtungen, die das aber auch aushalten können." Offensichtlich herrscht hier Mangel. "Es gibt hohen Bedarf, aber es fehlen bundesweit solche Plätze - das ist ein Problem." Diese Maßnahmen seien zudem kostenintensiver.
Energie bei auffälligen Kindern investieren
Angesichts derart gravierender - so genannte Systemsprenger, bei denen sämtliche Hilfsmaßnahmen nicht mehr greifen - verdeutlichte ASD-Fachbereichsleiter Holger Ahrens: "Die einzige Chance, die wir bei solchen Kindern haben, ist so früh wie möglich unsere ganze Energie reinzustecken, schon wenn sich Auffälligkeiten im Kindergartenalter zeigen."
In der Diskussion betonte Ausschussvorsitzende Gunnar Böltes (SPD): "Unser Anspruch und Maxime muss sein, dass wir niemanden aufgeben." Sozialdezernent Friedhelm Ottens richtete explizit den Blick auf die hohe Belastung seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im ASD. Bereitschaftsdienste, begrenztes Budget und begrenzte Hilfemöglichkeiten im Landkreis erschwerten ihre Tätigkeit.
Kurze Drähte zu Schulen und Kitas
Peter Würdig (AfD) versuchte, das Thema Genitalverstümmelungen junger Mädchen aus dem "muslimisch-arabischen und schwarzafrikanischen Bereich" aufs Tapet zu bringen. Richard Schütt (CDU) warnte davor, das Thema zu überziehen, zumal seiner Erfahrung nach, der ASD gemeinsam mit den Kita-Leitungen in enger Abstimmung stünde. Monika Mark bestätigte kurze Drähte zu Kitas und Schulen. Es seien alle gefragt, "zu gucken, was im Umfeld passiert - und auch das ist Teil von Integration, über so etwas mit den Menschen zu sprechen", meinte Susanne Puvogel (SPD). Auf Nachfrage von Sabine von Gemmeren (Grüne) kam seitens des Jugendamtes die Mitteilung, bisher habe es hier noch keine Hinweise auf Genitalverstümmelungen von Mädchen gegeben.
Jugendarbeit
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Jahren
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Jugendzentrum Otterndorf (Marktstraße 36, 21762 Otterndorf) Telefon: 04751 999664
Dienstag 14 - 19 Uhr . -- Mittwoch 15 - 19 Uhr . -- Donnerstag 15 - 19 Uhr . -- Freitag 14 - 19 Uhr
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Montags von 14:30 bis 18:30 Uhr
Jugendraum Ihlienworth, Grundschule Sietland, Rosenstraße 9, 21775 Ihlienworth
Dienstag und Donnerstag von 14:30 bis 18 :30Uhr
Neu jetzt auch: Jugendraum Wanna, Weststraße 27, 21776 Wanna
Mittwoch und Freitag von 14:30 bis 18:30Uhr