Ultimative Liste
Diese Milliarden könnten wir uns
Spahn
Die Vorwürfe gegen den CDU-Fraktionschef Jens Spahn sind massiv. Wir veröffentlichen neue Dokumente –
und zeigen, warum die Kritik nicht abebbt.
von Arne Semsrott. 8. Juli 2025
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Jens Spahn ist 45 Jahre alt. Seit 23 Jahren ist er Bundestagsabgeordneter. In dieser Zeit hat er
so einige Skandale durchgestanden – aber derzeit ist er so stark unter Druck wie noch nie. Die Vorwürfe gegen ihn sind massiv.
Jetzt legt der Bundesrechnungshof nach: In einem neuen Bericht an den Bundestag, den wir im Volltext veröffentlichen, kritisiert die Behörde die „massive
Überbeschaffung“ von Masken durch Jens Spahn in der Hochphase der Corona-Pandemie. Aus Spahns Zeit als Gesundheitsminister gebe es u.a. noch immer 800 Millionen unverteilte Schutzmasken, die für
Milliarden Euro eingekauft werden wurden und jetzt vernichtet werden müssen.
Unverzeihliche Fehler
Milliardenverschwendungen, Maskenberichte und Intransparenz – es ist schwer, einen Überblick über die zahlreichen
Vorwürfe gegenüber Spahn zu gewinnen. Zeit also für die ultimative Liste: Was wird Spahn in Bezug auf die Corona-Zeit vorgeworfen?
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Milliardenverschwendung bei Maskenbeschaffung: Der Bundesrechnungshof
wirft Jens Spahn vor, für einen Schaden von 517 Millionen Euro bei der Beschaffung von Masken im Open-House-Verfahren verantwortlich zu sein. Zudem bestehe ein Risiko von 2,3
Milliarden Euro. Das zeigt der von uns veröffentlichte
Bericht.
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Massiv überteuerte und schlechte Masken: Spahn soll dafür gesorgt
haben, dass das Gesundheitsministerium Masken zu stark überhöhten Preisen von bis zu 7 Euro bestellt hat. Preise von Masken soll er selbst hochgesetzt haben. Der Schaden: Mehrere
Hundert Millionen Euro. Obwohl die Firma Emix massenhaft fehlerhafte Masken lieferte, zeigte sich Spahn nachgiebig. Das zeigt der ungeschwärzte
Maskenbericht.
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Desolate Prozessstrategie: Durch die chaotische Beschaffung wurde
Spahns Ministerium zigfach von Maskenhändlern verklagt. Dabei gab das Ministerium Hunderte Millionen Euro in verlorenen Prozessen aus – bis die Prozessstrategie im Frühjahr geändert wurde.
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Machtmissbrauch bei Bevorzugung bestimmter Unternehmen: Spahn soll
gegen den Rat von anderen Ministerien und Fachleuten bestimmte Unternehmen aus dem eigenen Umfeld bei Maskenlieferungen ohne Ausschreibung bevorzugt haben. Das Management der Lieferungen lief
danach komplett aus dem Ruder. Laut Maskenbericht gewährte Spahns Ministerium einem CDU-Parteifreund 18 Millionen Euro, ohne dass eine Gegenleistung oder Rechtsgrundlage erkennbar sei.
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Schwärzungen und Löschungen im Maskenbericht: Die erste Version des
Sudhof-Berichts gab das Gesundheitsministerium mit Verweis auf Geschäftsgeheimnisse nur geschwärzt und verändert heraus. Durch unsere Veröffentlichung des
ungeschwärzten Berichts ist jetzt klar: Es ging bei den Schwärzungen vor allem darum, Spahns Verwicklungen in Masken-Entscheidungen unkenntlich zu machen
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Persönliche Bereicherung: In der Hochphase der Corona-Pandemie
veranstaltete Spahn ein Spendendinner, bei dem Teilnehmer Spenden an sein Wahlkampfbüro in Höhe von 9.999 Euro leisteten, einen Euro unterhalb der Veröffentlichungsgrenze. Spahn hält die
Namen der Teilnehmer bis heute geheim. Es könnte Verbindungen zu den Maskenkäufen geben.
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Verbindungen zu Andrea Tandler: Tandler, mit der Spahn zu
Maskenlieferungen in Kontakt stand, wurde inzwischen wegen Steuerhinterziehung verurteilt, Die E-Mails zwischen Spahn und ihr sind noch immer unter Verschluss. Wir verklagen das Gesundheitsministerium in zweiter Instanz auf
Offenlegung.
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Milliardenverschwendung bei Krankenhausfinanzierung: Der
Bundesrechnungshof wirft Spahn vor, 3,1 Milliarden Euro zu viel ausgegeben haben im Zuge einer Corona-Finanzierung von Krankenhäusern. Das zeigt ein von uns veröffentlichter Bericht.
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Verbindungen zu René Benko: Spahn leitete dem Immobilienmogul
René Benko, der inzwischen in Untersuchungshaft sitzt, vertraulich Unterlagen
der Bundesregierung zur Corona-Pandemie weiter und half Benko und seinen Unternehmen
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Aktenlöschungen und Intransparenz: Spahn kommunizierte offenbar
systematisch abseits der offiziellen Adresse seines Ministeriums, damit seine Nachrichten nicht veraktet und auf diese Weise für die Nachwelt nicht auffindbar sind. Eine vollständige
Aufklärung der Maskenaffäre scheint damit fraglich. Die Sonderermittlerin Margaretha Sudhof konnte viele wichtige Dokumente zur Maskenaffäre nicht im Gesundheitsministerium finden und musste
auf FragDenStaat zurückgreifen.
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Hunderte Millionen Euro ausgegeben ohne Vertrag: Selbst für einige der
Maskenkäufe über mehr als 500 Millionen Euro findet sich bis heute im Ministerium kein Vertrag.
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Millionen-Villa mit unklarer Finanzierung: Während der Maskenaffäre
kaufte Spahn sich eine millionenschwere Villa. Vom zuständigen Grundbuchamt ließ Spahn sich die Namen von Journalisten geben, die dazu recherchierten. Bis heute ist die Finanzierung der
Villa rätselhaft. Er hat sie inzwischen verkauft.
Jens Spahn gefordert
In der Gesamtschau wird Spahn die Verschwendung von bis zu 6,6 Milliarden Euro vorgeworfen. Ginge es bei den Vorwürfen nicht
um ihn selbst, hätte Jens Spahn vermutlich bereits seinen Rücktritt gefordert. Bislang
verteidigt der CDU-Fraktionschef seine Entscheidungen und verhindert, dass sich der Bundestag ausführlich mit dem Thema befassen kann. Auch die SPD hält weiterhin zu Spahn. Die Rufe nach
persönlichen Konsequenzen sowie einem Untersuchungsausschuss werden allerdings immer lauter.
→ Bericht des
Bundesrechnungshofs zu Maskenkäufen
→ Ungeschwärzter
Maskenbericht
→ Klage zu Spahn-Emails
→ Bericht des Bundesrechnungshofs zur Krankenhausfinanzierung
© FragDenStaat https://fragdenstaat.de/artikel/exklusiv/2025/07/die-milliarden-konnten-wir-uns-spahn/