Westeuropa macht dicht:Kaum Auswege für russische Kriegsverweigerer

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Wer in Russland den Kriegsdienst verweigert, muss mit schweren Konsequenzen rechnen. Eine Flucht nach Europa ist allerdings nicht so einfach.

Handout Pressedienst des russischen Verteidigungsministeriums: Militärübungen in Belarus, aufgenommen am 12.11.2022
Russische Truppen-Übungen in Belarus (Archivfoto)
Quelle: AP

Russische Männer, die nicht im Ukraine-Krieg kämpfen wollen, haben nach Unterstützer-Darstellung kaum Möglichkeiten, sich nach Westeuropa abzusetzen. Die russische "Bewegung der Kriegsdienstverweigerer" appelliert daher an die EU-Staaten, Wege zur legalen Einreise zu schaffen.

Verweigerer versuchen es über Arbeitsvisa

Von Asylanträgen in der EU rate die Bewegung derzeit wegen der geringen Erfolgschancen ab, sagte die Sprecherin der Organisation, Maria Alexandrowa. In Beratungsgesprächen werde russischen Kriegsgegnern stattdessen nahegelegt, sich um Studenten- oder Arbeitsvisa zu bemühen.

Im Vergleich zu anderen EU-Staaten stelle die Bundesrepublik humanitäre Visa zur Einreise aus, sagte die Aktivistin, allerdings würden Anträge in den deutschen Auslandsvertretungen ausgebremst.

Angst vor der Einberufung - Russen fliehen nach Deutschland:

Kurze EU-Besuche werden für Russen schwieriger

Viele Männer, die aus Furcht vor einem Einberufungsbescheid zunächst in visafreie Staaten wie die Türkei, Armenien oder Georgien gereist seien, würden dort lange festsitzen:

Die Betroffenen warten ein halbes Jahr lang auf eine Entscheidung über ihren Status.
Maria Alexandrowa, "Bewegung der Kriegsdienstverweigerer"

 

Zudem werde die Vergabe von Visa für Kurzzeitbesuche von den EU-Staaten immer restriktiver gehandhabt. So hätten unlängst auf einer Konferenz von Kriegsgegnern in Athen auch einige Aktivisten der russischen Kriegsdienstverweigerer-Bewegung sprechen sollen, aber keinem von ihnen sei die Einreise in die EU erlaubt worden.

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Russlands Deserteure: (K)ein Asyl für Kriegsdienstverweigerer?  © br-14.2.23

In Russland ist das Recht auf Kriegsdienstverweigerung wegen Putins Angriffskrieges auf die Ukraine ausgesetzt. Deserteuren bleibt nur die Flucht. In Deutschland ist die Frage nach Asyl aber eine Einzelfallentscheidung. Und das sorgt für Kritik. Hier weiterlesen: Klick ...

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Kriegsdienstverweigerer aus Russland:Moralische Möchtegernexperten © taz-

 

Wer sich abschätzig über russische Männer äußert, die vor Putins Krieg fliehen, macht es sich zu einfach. Aber auch ukrainische Ängste zählen.   Hier weiterlesen. Klick ...

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Aufruf zu Aktionswochen: Schutz und Asyl für Kriegsdienstverweigerer aus Russland, Belarus und der Ukraine

Für den 15. Mai 2023, den Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung, rufen 30 Organisationen zu Aktionswochen zum Schutz für all diejenigen auf, die in Russland, Belarus und der Ukraine den Kriegsdienst verweigern.

Eine zentrale Aktion mit öffentlichkeitswirksamer Performance gibt es am 15. Mai 2023, 11 Uhr, vor der Europäischen Kommission in Berlin, Unter den Linden 78. Im Rahmen dieser Aktion werden über 34.000 Unterschriften an die Europäische Kommission übergeben.

Es gibt mehr als 150.000 russische Militärdienstpflichtige und Deserteure, die den Angriffskrieg ablehnen. Schätzungsweise 22.000 belarussische Militärdienstpflichtige haben ihr Land verlassen, weil sie sich nicht am Krieg in der Ukraine beteiligen wollen. Sie alle müssen wegen ihrer Haltung gegen den Krieg eine mehrjährige Verfolgung befürchten. Sie hoffen auf Schutz in den Zufluchtsländern.

„Angesichts des Krieges in der Ukraine brauchen wir eine klare Zusage der deutschen Bundesregierung und der europäischen Institutionen“, so Rudi Friedrich vom Kriegsdienstverweigerungs-Netzwerk Connection e.V., „dass bei Desertion und ausdrücklich auch bei Militärdienstentziehung in Russland Flüchtlingsschutz garantiert wird. In bisherigen Asylverfahren werden die Betroffenen nach wie vor abgelehnt, ein unzumutbarer Zustand. Ein echter Schutz für alle, die sich dem Krieg verweigern, ist schon lange überfällig.“

Die Ukraine hat das Recht auf Kriegsdienstverweigerung ausgesetzt und die Grenze für Männer zwischen 18 und 60 Jahren geschlossen. Mehr als 170.000 Männer haben sich der Kriegsbeteiligung in der Ukraine entzogen und sind ins Ausland geflohen. Derzeit haben ukrainische Staatsbürger einen befristeten Aufenthalt in der Europäischen Union. In der Ukraine wurden bereits mehrere Kriegsdienstverweigerer zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Michi von Glaßer von der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) ergänzt: „Wir erleben, dass in der Ukraine Woche für Woche Kriegsdienstverweigerer vor Gericht stehen. Das Menschenrecht auf Kriegsdienstverweigerung muss aber für alle jederzeit Gültigkeit haben, gerade auch im Krieg.“

Mehr als 1.100 Personen haben im vergangenen Jahr laut Bundesverteidigungsministerium auch in Deutschland einen Antrag auf Kriegsdienstverweigerung gestellt, Soldatinnen und Soldaten, Reservisten und junge Menschen, die nicht in der Bundeswehr sind. 2021 waren es etwas mehr als 200. „Das spiegelt die große Unsicherheit durch den Ukraine-Krieg wider“, so Wolfgang M. Burggraf, Geschäftsführer der Ev. Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK). Hier sei die Sorge vor einer Ausweitung des Krieges spürbar. Die EAK biete Beratung an.

Hier mehr Infos zu den Aktionswochen 8.-21.Mai 2023 : Klick ...

Initiiert von: act for transformation; Arbeitsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF); Arbeitskreis Asyl Tribsees; Aseistakieltäytyjäliitto, Finnland; Bewegung für Kriegsdienstverweigerung, Russland; BOCS Civilization Planning Foundation, Ungarn; Bund für Soziale Verteidigung; Connection e.V.; Church and Peace – Ecumenical Peace Church Network in Europe; Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK); Europäisches Büro für Kriegsdienstverweigerung (EBCO); Ev. Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK); Flüchtlingsrat Niedersachsen e.V., Friedensbüro Salzburg, Österreich; graswurzelrevolution; Hessischer Flüchtlingsrat; Internationale der Kriegsdienstgegner*innen (IDK); Internationale Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkrieges – Ärzt*innen in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW); International Fellowship of Reconciliation (IFOR); Komitee für Grundrechte und Demokratie e.V.; Lebenshaus Schwäbische Alb e.V.; Nash Dom, Belarus; NaturFreunde Deutschlands; Netzwerk Friedenskooperative; pax christi – Deutsche Sektion e.V.; Pro Asyl; Ukrainische Pazifistische Bewegung; Vicdani Ret İzleme, Türkei; War Resisters‘ International; Stand: 23. April 2023